Trage – Basics

Worauf sollte ich beim Kauf eines Tuches oder einer Tragehilfe achten und was ist generell wichtig beim Tragen? Hier findet Ihr die wichtigsten Infos dazu.

Infos und Tipps zu Tragetüchern:

Vorweg solltet Ihr euch klar sein, ob es ein elastisches oder ein fest gewebtes Tuch sein soll.

Ein elastisches Tuch ist aus Jerseystoff, hat eine Standardlänge und ist günstig zu bekommen, vor allem gebraucht. Ein solches Tuch ist gerade für den Anfang super, es ist recht leicht zu binden (wichtig: ein Elastisches Tuch muss immer 3lagig über den Babyrücken gebunden werden um genug Stützung zu erreichen) und angenehm zu tragen. Die meisten Hersteller geben ein Maximalgewicht des Traglings von ca 15kg an. Meistens wechseln Trageeltern aber ab ca. 8-10kg Gewicht des Kindes auf ein fest gewebtes Tuch, da sich damit das höhere Gewicht etwas besser verteilen lässt und man einfach mehr Möglichkeiten hat, das Tuch zu binden.

Ein fest gewebtes Tuch kann von Beginn der Tragzeit an verwendet werden. Hier reicht eine Lage Stoff zum Stützen über den Babyrücken, es gibt aber für schwerere Kinder ab Sitzalter auch mehrlagige Bindeweisen. Ein gewebtes Tuch muss Strähnchenweise durchgestrafft werden…klingt kompliziert, ist es aber nicht. Wenn man das Prinzip verstanden und die Schritte ein paar mal geübt hat, ist es recht einfach.

Gewebte Tücher gibt es in verschiedenen Webungen und Blends (Materialzusammensetzungen). Für den Anfang macht Ihr mit einem reinen Baumwolltuch in Standardlänge 6 (ca 4,60m) nichts verkehrt. Hat es dann noch ein Flächengewicht um die 200g/m habt ihr einen tollen Allrounder. Beispiele dazu sind  Tücher von Didymos (z.B.Prima oder Lisca) oder die Streifentücher von Hoppediz. Diese bekommt man auch sehr gut gebraucht. Der Vorteil von gebrauchten Tüchern liegt einfach darin, dass sie meist richtig gut „eingekuschelt“ sind, also butterweich und somit leicht zu binden. Es gibt viele verschiedene Bindeweisen mit fest gewebten Tüchern. In der Beratung übe ich mit euch gerne die Wickelkreuztrage (WickelXTrage), das Känguru oder – als Variante das Kind auf dem Rücken zu tragen – den einfachen Rucksack.

Generell ist der Vorteil eines Tuchs gegenüber einer „fertigen“ Tragehilfe, dass es sehr viele Tragevarianten zulässt und sich ganz individuell an den jeweiligen Träger und das Baby anpassen lässt. Da macht es zum Beispiel nichts aus, wenn die Eltern in Ihrer Statur sehr unterschiedlich sind, was bei Tragehilfen mit Schnallen, sog. Fullbuckles, schonmal umständlich sein kann, wenn man beim Wechsel des Trägers jedes Mal die Einstellung wieder ändern muss. Mit dem Tuch können letztlich auch größere und schwerere Kinder noch bequem getragen werden, da die breiten Tuchbahnen das Gewicht sehr gut verteilen und eben viele verschiedene Bindeweisen machbar sind….wie bereits oben erwähnt erfordert das Binden eines Tuches etwas Übung, aber wenn man sich da einmal „reingefuchst“ hat, wird man es lieben. Wie bei allem gilt: Übung macht den Meister! …. Kommt für Euch trotzdem ein Tuch einfach nicht in Frage, dann könnt Ihr aus den vielen verschiedenen Tragehilfen wählen und findet dort sicher auch etwas für Euch Passendes.

Tragehilfen – was ist was???

Der Markt für Tragehilfen ist riesig und man verliert leicht den Überblick. Hier findet Ihr Infos welche Arten von Tragehilfen es grundsätzlich gibt und was diese speziell ausmacht:

Tragehilfe Mei Tai und WrapConversion:

Ein klassischer Mei Tai besteht aus einem rechteckigen Rückenteil mit 4 Bändern zum Verknoten. Diese bilden den Hüftgurt und die Schultergurte. Ein Mei Tai besteht meist aus Tragetuchstoff und passt sich somit sehr gut ans Baby an. Durch die langen Bänder zum Knoten lässt sich ein Mei Tai auch sehr gut an die jeweils tragende Person anpassen. Es gibt bei den Trägern Varianten von gepolstert und schmal bis ungepolstert und breit (dann nennt man die Tragehilfe eine WrapConversion = Tragetuchumwandlung, da sie durch die breiten, auffächerbaren Träger dem Tuch sehr nahe kommt und verschiedene Varianten zulässt, die Träger zu binden; eine WrapConversion gibt es mit Hüftgurt zum Binden oder auch mit Schnalle, siehe Halfbuckle). Beispiele für einen klassischen Mei Tai ist z.B. die Mysol von Girasol und bei der WrapConversion ist es z.B. die HopTye Conversion von Hoppediz.

Tragehilfe Halfbuckle:

Ein Halfbuckle ist eine Tragehilfe, deren Hüftgurt mit einer Schnalle zu schließen ist und deren Träger wie bei einem Mei Tai zum Knoten sind. Diese Variante ist sehr beliebt, da der Hüftgurt mit Schnalle schnell angelegt ist und auch gut verstellt werden kann und die Träger ebenfalls sehr individuell und einfach anzulegen sind. Beispiele für eine Halfbuckle sind z.B. die MaMo von MamaMotion oder die FlyClick von Fidella. Der Bondolino von Hoppediz wird am Hüftgurt mittels Klett verschlossen, zählt damit aber auch zu den Halfbuckles.

Tragehilfe Fullbuckle:

Ein Fullbuckle ist eine Tragehilfe, die komplett mit Schnallen zu verschließen ist. Das heißt sowohl der Hüftgurt, als auch die Schultergurte werden mit Schnallen verschlossen und es gibt je nach Tragehilfe verschiedener Hersteller mehrere Einstellungsmöglichkeiten der Gurtbänder. Der Vorteil ist natürlich, dass bei einem Fullbuckle keine langen Bänder zu händeln sind und auf dem Boden „schleifen“ und das ganze recht schnell anzulegen ist. Ein Nachteil kann es sein, dass die Trage bei einem Wechsel des Trägers evt. komplett neu eingestellt werden muss, damit sie richtig sitzt. Beispiele für Fullbuckles sind z.B. die Manduca oder  die Ruckeli.

Worauf Ihr beim Kauf einer Tragehilfe achten solltet:

Wichtig ist, dass der Steg, also der untere Teil des Rückenpanels, der die Beine des Babys stützt, in seiner Breite verstellbar ist. Das kann mittels eingearbeiteten Bändern geschehen (z.B. bei Fidella), mit Klett (z.B.bei der MySol oder Frl.Hübsch) oder Knöpfen (Ruckeli). Bei der neuen Manduca XT gibt es verschiebbare Schlaufen zur Einstellung. Bietet eine Tragehilfe keinen verstellbaren Steg, wie z.B. die Manduca in der „Urversion“ (Manduca first), dann kann man den Steg mit geeigneten Hilfsmitteln auch etwas schmaler machen/ abbinden (z.B.mit dem „Size It“ von Manduca oder einfach mittels Schuhriemen oder Spucktuch), so dass er dann dem Baby von Kniekehle zu Kniekehle reicht. Breiter sollte der Steg nicht sein, um eine Überspreizung der Beine zu verhindern. Zu schmal darf der Steg auch nicht sein, damit die Beine nicht herunterbaumeln. Damit ist dann die Anhock-Spreizhaltung nicht gegeben, der Rücken kann sich nicht runden und – man kann es sich gut vorstellen – bequem ist es für das Kind zumindest bei längeren Tragzeiten auch nicht.

Das Rückenteil der Tragehilfe sollte dem Baby immer bis an oder knapp über den Nacken reichen. Manche Tragehilfen bieten hier Verstellmöglichkeiten mittels Bändern oder Schiebern. Ganz allgemein gesagt lässt sich die Höhe des Rückenteils aber gut über die Art und Weise regulieren, wie ich das Kind in die Tragehilfe setze und in welcher Höhe ich den Hüftgurt (der meist eher ein „Unterbrustgurt“ sein sollte ;)) trage.

Letztendlich gilt aber: Ihr und Euer Kind müsst Euch mit der Trageweise wohl fühlen und für Euer Kind sollte sie ergonomisch sein, d.h. folgende Punkte müssen – egal ob Tuch oder Trage- erfüllt sein:

  1. Die Atemwege des Babys müssen frei sein, d.h. es kommt genug Frischluft ans Babynäschen und die abgeatmete Luft kann abtransportiert werden. Der Kopf des Baby sollte gut gestützt sein (evt die Kaputze der Tragehilfe als Nackenröllchen verwenden z.B.) ohne den Kopf zu fixieren.
  2.  Der Rücken sollte in seiner natürlichen Rundung gut gestützt werden, d.h. ein schlafendes Kind sollte nicht in sich zusammensacken.
  3.  Die Anhock-Spreizhaltung der Beine sollte gegeben sein, um die ideale Ausreifung der Hüftgelenke zu unterstützen. Die Babys nehmen diese Haltung automatisch ein, wenn man sie hochnimmt: die Beine werden angehockt bis ca auf Bauchnabelhöhe und abgespreizt. Es gilt: je jünger das Baby, desto höher die Anhockung und geringer die Abspreizung. Je älter das Baby wird, je geringer ist die Anhockung, dafür spreizt es die Beinchen weiter auseinander.
  4. Der Steg von Tuch oder Tragehilfe sollte von Kniekehle zu Kniekehle reichen.

Habt Ihr weitere Fragen, wollt die verschiedenen Tragehilfen live testen oder braucht Ihr Hilfe beim Tuch binden oder Einstellen einer bereits vorhandenen Tragehilfe?

Ich helfe Euch gern!!!